Hintergrund

Mehrwert des Digitalisierungsindex

Bisher ist die Frage, wohin die digitale Reise in der Wasserwirtschaft führt, noch völlig unbeantwortet. Dies kann nicht zuletzt zu einer großen Verunsicherung und vorschnellen Entschlüssen führen. Um das volle Potential dieser Digitalisierungswelle auszuschöpfen, anstatt sich in ihr zu verlieren verfolgt der Digitalisierungsindex im Kern drei wesentliche Ziele:

  1. Er soll der Branche als Orientierungsmaßstab für die digitale Entwicklung dienen, indem zentrale Facetten der Digitalisierung aufgegriffen und im Kontext betrachtet werden.
  2. Durch eine strukturierte Auseinandersetzung mit diesem vielschichtigen Thema soll er Unternehmen unterstützen und ihnen zugleich die Gelegenheit bieten, sich mit anderen zu vergleichen. Der Digitalisierungsindex soll Mut und Lust machen, sich mit dem eigenen Stand der Digitalisierung auseinanderzusetzen und Anknüpfungspunkte zu suchen, wie die weitere Entwicklung sinnhaft und strukturiert gestaltet werden könnte.
  3. Vor allem aber soll er als „Schaufenster nach Außen“ fungieren, um die Vielfalt der Ansätze zu dokumentieren, die die Branche verfolgt. Dadurch wird politischen Entscheidungsträgern, Aufsichtsorganen, (Umwelt-) Verbänden und Behörden das Signal übermittelt, dass die Wasserwirtschaft das Potential der Digitalisierung nutzt, um aktuelle Herausforderungen effizient zu bewältigen.
Methodik

Digitalisierung ist weit mehr als eine bloße Technologie-Einführung. Vielmehr ist eine ganzheitliche Transformation zu erwarten, die sich nicht auf die IT-Systeme beschränkt, sondern alle Bereiche eines Unternehmens betrifft. Deshalb wurden für den Digitalisierungsindex – analog zu den bereits etablierten digitalen Reifegradmodellen – vier sog. Gestaltungsfelder betrachtet: Ressourcen, Informationssysteme, Organisation und Kultur.

Diesen Gestaltungsfeldern wurden 15 Kriterien der Digitalisierung zugeordnet und mit den Interviewteilnehmern in jeweils rd. 45-minütigen Telefoneinheiten diskutiert. Auf Basis der Antworten erfolgte eine Reifegradeinschätzung (Stufen 1 bis 6) für jedes Kriterium. Da die Digitalisierung keinen Selbstzweck darstellt, muss eine höhere Reifegradstufe nicht für jedes Unternehmen stets das beste Ergebnis darstellen. Ein Abwarten und ein dann reflektiertes Übernehmen bereits etablierter Konzepte und Ansätze mag im Einzelfall rational und effizient sein.

Von der Branche für die Branche – Die Interviewpartner

Zur Erstellung des Digitalisierungsindex wurden ca. 190 Telefoninterviews mit Wasserver- und Abwasserentsorgern geführt. Die Interviewteilnehmer beantworteten Fragen zum digitalen Status quo für jeweils eine von ihnen gewählte Wertschöpfungsstufe (z. B. Wassergewinnung/-aufbereitung oder Kundenservice/Verwaltung) und gaben Auskunft zum Stellenwert der Digitalisierung in ihrem Unternehmen.

Im Fokus dieser ersten Auflage stand die Auseinandersetzung mit dem digitalen Status quo in der Wasserversorgung, deren Unternehmen auch durch die Unterstützung der Partnerverbände DVGW, BDEW und VKU weitgehend repräsentativ hinsichtlich Verteilung über das Bundesgebiet sowie Rechtsform vertreten sind. Mit Abwasserentsorgern wurden ebenfalls Telefoninterviews geführt, aufgrund der geringeren Anzahl an Unternehmen ist jedoch keine umfängliche Repräsentativität gegeben, sodass die Ergebnisse lediglich ersten Vergleichen zwischen Wasserver- und Abwasserentsorgung dienen. In zukünftigen Auflagen des Digitalisierungsindex sollen beide Branchen gleichgewichtig befragt werden.